Für Neugierige

Atemtherapie als aktive Selbsthilfe bei Stress und Schlafstörungen

dsc8403Obwohl Stress verschiedene Ursachen haben kann, reagiert der Organismus immer gleich. Es kommt zu einer Steigerung von Blutdruck, Herzschlag und Atemfrequenz, um aus einer Stresssituation heraus entweder kämpfen oder fliehen zu können. Dieser aus der Frühzeit des Menschen stammende Überlebensmechanismus wird dem modernen Menschen zur Falle. Er kann selten fliehen oder kämpfen, sondern muss sich beherrschen. Die vom Körper bereitgestellte Energie kann nicht abgebaut werden und der Organismus gerät in ständige Alarmbereitschaft. Diese vegetative Dysbalance bewirkt Bluthochdruck, Atemprobleme und Einschlaf- oder Durchschlafstörungen, woraus sich Burnout, Depression u.a. entwickeln können.
Gerade hier bietet Atemarbeit eine wirksame Hilfe, um den Organismus wieder in Balance zu bringen. Es gilt, die persönlichen Stressoren zu erkennen, die sowohl körperlich als auch seelisch oder geistig bedingt sein können. Sie lernen, aktiv Ihre Spannungen zu lösen und überschüssige Energie abzugeben. Damit einhergehend normalisieren sich Atmung, Herzfrequenz und Blutdruck.

 

Warum ist Gähnen so wichtig?

dsc8403Aus kultureller Hemmung heraus unterdrücken wir es oft, das Gähnen. Doch eine Minute gegähnt und Sie fühlen sich herzhaft erfrischt auf allen Ebenen. Denn Gähnen, insbesondere wenn es mit Dehnen einhergeht, löst Unterkiefer, Zunge sowie zahlreiche Gesichtsmuskeln, entspannt den Magen-Darm-Trakt und regt einen tiefen Beckenatem an. So baut Gähnen auf einfache Weise Stress ab.
Wem tiefes, erfrischendes Gähnen nicht mehr möglich ist, dessen Körper und Seele sind in hoher Anspannung. In den Atemstunden lernen Sie über Atem-, Stimm- und Bewegungsübungen, wie Sie Hemmungen abbauen und das genussvolle Gähnen bewusst herbeiführen können. Das hilft Ihnen, nicht nur besonders stressige Situationen besser zu meistern, es fördert auch Ihr Wohlbefinden und stärkt Ihre Gesundheit.

 

Atemtherapie bei Ängsten

dsc8403Zunächst ist Angst ein wichtiges Gefühl, das uns hilft, Gefahr wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Wird Angst aber übermächtig und der Mensch fühlt sich ihr immer mehr ausgeliefert, leidet unter Herzrasen, Schwindel und Schweißausbrüchen, dann sollte man eingreifen. Dabei kann Atemtherapie hilfreich sein.
Denn Angst ist sehr körperlich: Atem und Energie gehen in den oberen Atemraum. Dort entsteht Enge. Die Atmung wird flacher, kleiner, ist ohne Atemruhe oder wird oft angehalten. Die Schultern werden hochgezogen, der Nacken festgemacht …

In der Atemtherapie lernen Sie, die kreisenden Gedanken zu beruhigen, wie man im Hier und Jetzt ist oder wie Sie die Ausatmung stärken, um den Druck im oberen Atemraum zu mindern. Übungen zum Spannungsausgleich schenken Ihnen neuen Bodenkontakt, Sie erleben Stabilität. Stellt sich noch dazu die Atemruhe wieder ein, wachsen auch Gelassenheit und Selbstvertrauen.

 

Was sind Atemräume?

dsc8403Die ganzheitliche Atemlehre (Ilse Middendorf, Erika Kemmann) unterteilt den Körper in drei Atemräume, denen jeweils spezifische Erfahrungsqualitäten eigen sind.

Der untere Atemraum umfasst Füße, Beine und Becken bis zum Nabel. Atembewegung im Becken wird auch als Bauchatmung bezeichnet. Körper- und Atembewusstheit im unteren Atemraum lässt Urvertrauen, Kraft wie Gelassenheit entstehen. Wer bewusst seinen vitalen, aufsteigenden Ausatem nach oben begleitet, erfährt eine mühelose Aufrichtung, eine gute Haltung und wirkt präsent.
Der obere Atemraum beginnt bei der Brustbeinspitze, umfasst Schultern, Arme, Hände, Hals und Kopf. Atembewegung im oberen Atemraum wird auch als Brustatmung bezeichnet. Atem im oberen Atemraum sollte immer mit gleichzeitiger Atembewegung in den Flanken und im Becken einhergehen, sonst ist die Atmung eingeschränkt. Im oberen Atemraum verbinden sich innen und außen. Das beginnt mit dem Gasaustausch der Lunge, setzt sich fort mit allen Reaktionen auf Sinneswahrnehmungen und wirkt sich darauf aus, wie wir sprechen, fühlen, denken und uns vom Herz leiten lassen. Die Bewusstheit der Atembewegung im oberen Atemraum kann helfen, besser mit sich und anderen im Kontakt zu sein, lässt Lebensfreude und Liebesfähigkeit entstehen.
Der mittlere Atemraum umfasst den Bauch zwischen Brustbeinspitze und Nabel. In ihm liegen das Zwerchfell, das Sonnengeflecht und viele innere Organe. Atembewegung im mittleren Atemraum wird auch als Flankenatem bezeichnet. Kann das Zwerchfell ausreichend schwingen, massiert es quasi die Bauchorgane und verbindet oberen und unteren Atemraum. Von allen Körperbereichen ist der mittlere Atemraum am wenigsten geschützt. Er wird als der Sitz der Ich-Kraft (Mittenkraft) angesehen, wo die Gefühle verarbeitet werden. Atembewegung in diesem Bereich schenkt Selbstvertrauen, Eigenakzeptanz und das Gefühl des In-sich-zu-Hause-Seins.

 

Bandscheiben, Wirbelsäule und Atemtherapie

dsc8403Das Zwerchfell, wichtigster Atemmuskel, ist an den oberen Lendenwirbeln angewachsen. Dadurch übertragen sich Bewegungen des Zwerchfells auf alle Wirbel und das Becken. Einatmend entsteht eine kleine Streckung der Wirbelsäule, ausatmend schwingt alles zurück. Das regt den Stoffwechsel und die Ernährung der Bandscheiben an. Normalerweise breitet sich die Einatembewegung dreidimensional aus – gleichzeitig nach unten, oben, seitlich und nach hinten. Ist die Atmung in eine Richtung eingeschränkt (falsche Haltung, enge Kleidung oder stressbedingt), ist auch die Wirbelsäule unbeweglicher und der Druck auf die Bandscheiben nimmt zu. Übungen der Atemtherapie lösen Festhaltungen der Wirbelsäule und entlasten die Bandscheiben. Gleichzeitig stabilisieren sie die Muskeln der Vorder- wie Rückseite des Körpers. Es entsteht eine innere, mühelose Aufrichtung von Fuß bis Kopf und eine optimale Atmung.
In der Atemtherapie wird individuell erforscht, wie sich Atem und Bewegung beeinflussen. So entdeckt man das eigene Maß seines Atems wie seiner Bewegung. Zugleich werden Zusammenhänge zwischen Atmung und Gefühlen in Bezug auf Wirbelsäule und Haltung bewusst. Das beugt Fehlhaltungen und Ausgebranntsein vor.

 

Wie erleben Menschen die Atemtherapie?

dsc8403Heike Brandt:

„Die Atemtherapie bedeutet für mich einlassen, zulassen und loslassen. Ich lerne mich in meiner Einzigartigkeit und Tiefe kennen. Die Übungen werden spielerisch leicht und ohne Druck ausgeführt und begeistern mich. Jederzeit kann ich Gelerntes in stressigen Situationen, bei Konflikten und bei der Bewältigung des Alltags anwenden. Schon mit der einfachen Übung des intensiven Gähnens erreiche ich eine Entspannung des Körpers und bekomme einen Energieschub. Die Atemtherapie bringt mir eine neue Sichtweise auf meine Stärken, meine Lebendigkeit und Kreativität.“